schupferratz's Notizen, 27 Nov 21

zwei Hunde haben sich in der wolle. ein Eurasier und ein Yorkshire Mix. eine Frau mit türkischen Wurzeln schaukelt verzweifelt ein brüllendes Baby, auf der Straße saust ein Bub Rum. er hat Schuhe an, die hinten rollen haben. er kann das gut. wie ein Snowboarder zieht er seine Show ab. Publikum ist genug da. die Schlange zieht sich die strasse lang. Anfang und Ende nicht sichtbar. ein Rotkreuzler rennt sie regelmäßig ab. versucht sie in zwei Reihen zu teilen
links PCR. rechts Schnelltest. nebenbei hilft er hysterischen Arbeitnehmern, deren Registrierung übers Handy nicht funktioniert und schnell in die Schicht müssen. aber nicht ohne Test können. und ich. ich habe fast ein schlechtes Gewissen. ich will doch nur ins fitty. aber nur fast. fitty ist wichtig. für mich. in diesen Zeiten. an diesem Wochenende. mein Lebensgefährte hätte morgen Geburtstag. das frisst schon die ganze Woche an mir. er ist schon drei Jahre tot. trotzdem ist das immer eine schlechte Zeit. noch dazu wenn der Tag ein Sonntag ist. und dann noch der erste Advent. Sonntag war immer "unser" Tag. er hat für mich gekocht. ich musste hochprofessionell assistieren. wie im OP. "Kochlöffel, bitte." "so, jetzt Tomatenmark rein.". anhimmeln war Ehrensache! und Leute, schupfi, kann Himmeln, dass kein Auge trocken bleibt. und er hat's genossen. und wie. mit seinen kantigen Gesichtszügen und den breiten Schultern. und den schmunzelnden Augen. Ein Mann wie gemalen. Und er kochte. für mich. wusste was ich mochte. jubelte mir unter was ich brauchte. für die rennerei und die sportlerei. darum himmelte ich. und: je regrette rien. als ob ich gewusst hätte, dass ich nur begrenzt Zeit habe. ihm zu zeigen, dass er alles für mich ist.

und nun? stehe ich vorm Testzentrum. damit ich ins fitty kann. mich ablenken. in harten Zeiten. an Jahrestagen. in einer Pandemie.

ich schaffe es. im fitty halt ich dem jungen Trainer den Testnachweis hin. er sieht fertig aus. die machen viel mit. "warst Grad im Zentrum, hm? - was hast du denn? du bist ja ganz verstört. - ach, lass. ich weiß schon, was du hast. ist schlimm, momentan. komm, jetzt geh Mal trainieren...". Wärme Worte. in einer Zeit voll eiswind.

ich zieh mich wieder hoch. was will ich denn? ich bin gesund. Ein riesen gut. in dieser Zeit. ich habe Menschen, die mir halt geben. ich habe keinen Partner mehr. aber ich bin doch nicht alleine.

im Amt schreibe ich meinen beschäftigten an jedem Adventsmontag eine Mail. mit Gedicht, Liedtexten und einigen Gedanken. sie lauern schon drauf. einer nannte es schon eine "Tradition". sowas ist wichtig. so nichtig es auch zu sein scheint. ich kann ein ganz klein wenig Freude schenken. die erste Adventsmail steht. ich habe eine Mission. als "bauernpoetin". jeder hat eine Mission. niemals hinschmeißen, Freunde. hört ihr! leben ist wertvoll.

ich drücke euch! und vergesst nicht eure lieben wert zu schätzten. auch wenn ihr euch ab und an ärgert. man weiß nie wie lang man seine Menschen hat!