Meine liebste Fs-Family, da ich morgen sicher kaum dazu kommen werde...möchte ich heute schon schreiben. Ich wünsche Euch allen von Herzen eine lichtvolle Weihnacht.´...und möchte Euch... für diejenigen...die es mögen...an der Weihnachtsgeschichte teilhaben lassen....die mein Freund geschrieben hat: Für Alle die ihr mir euer Vertrauen geschenkt und Eure Wünsche formuliert habt...hoffe ich...dass sie in Erfüllung gehen. Fühlt Euch in Gedanken umarmt...von mir Andrea
Eine rosafarbene Windel
Eine Weihnachtsgeschichte
An Weihnachten war ich dabei gewesen. Und ich hab das kleine Jesuskind mit eigenen Augen gesehen.
Der Stall war fürchterlich. So was wünscht man keinem. Nicht einmal ein Bretterverschlag war es. Und das Dach war eigentlich auch keins. Jedes Wetter kam durch Dach und Wände hindurch. Sonne oder Regen und Staub und Gestank. Der Fussboden war Matsch und Schlamm. Man versank darin bis zu den Knöcheln.
Die Mutter war selber noch ein Kind. Vielleicht war sie 15. Sie hatte wunderschöne Augen. Tiefstes Dunkelbraun. Schwarze Haare. Und ein liebes Gesicht.
Ihr Bübchen lag auf dem Boden. Auf einem Fleckchen sauberem, trockenem Dreck. Es hatte die Haarfarbe seiner Mutter. Es lag auf einer kleinen weißen Decke. Ein Bettchen war noch nicht gefunden.
Ich hab mich nieder gekniet um das Kind zu berühren. Es von ganz Nahem zu sehen. Ihm mit dem Finger über den Kopf zu streicheln. Nackt lag es da. Ich wollte es auf den Arm nehmen, aber die Mutter hielt mich davon ab, wehrte mir sanft mit dem Finger.
Ein paar Leute standen herum. Ein paar Frauen. Eine ging. Nach einer Weile kam sie wieder. Sie brachte eine Windel mit. In der Nachbarschaft hat sie eine gefunden. Eine rosafarbene. Und sie wickelte das Kind darin.
Dann nickte die Mutter mir zu. Ich durfte das Kind auf den Arm nehmen. Jetzt hatte sie nichts mehr dagegen, weil das Kind mich nicht mehr nass machen kann. Das hätte sie geniert, wenn ihr Kind einen Pfarrer vielleicht nass gemacht hätte.
Die Mutter hatte Tränen in den Augen, als ich das Kind auf dem Arm hatte und es sanft wiegte. Wir saßen zusammen auf dem Boden. In Matsch und Schlamm.
Draußen standen zwei Militärpolizisten mit Maschinenpistolen. Sie meinten auf mich aufpassen zu müssen. In dieser Gegend sei nämlich niemand seines Lebens sicher. Die Leute wären unberechenbar. Man könne ihnen nicht über den Weg trauen.
Das kleine Kind auf meinem Arm heisst Jesus. Mit zweitem Namen. Manuel Jesus, sagt die Mutter. Sie lächelt ein melancholisches Lächeln.
Man sieht ihr an, sie liebt ihr Kind. Aber sie ahnt auch, der kleine Manuel Jesus wird sterben, wie er geboren worden ist. Arm und verachtet. Enden in Matsch und Schlamm oder stinkendem Staub. Je nachdem zu welcher Jahreszeit sein Leben rum ist.
In der besseren Gegend schimpfen die Reichen, weil die Armen so viele Kinder in die Welt setzen würden. Man sollte es ihnen verbieten. Sie kriegen ihre Kinder doch gar nicht durch. Sie können ihnen weder eine Bleibe noch eine Zukunft geben, sagen die von drüben in den Hochhäusern am Strand.
Die ganze Welt steht Kopf in diesen Wochen, weil in einem Stall ein Kind geboren worden ist. Vor ein paar tausend Jahren.
Viele Kinder werden so geboren wie damals in Bethlehem. Ich habs gesehen. Ich war ja dabei. In Kolumbien. In den slums der Rechtlosen, der Opfer von Krieg und Terror und Flucht. In den Hütten der Habenichtse.
Weihnachten geschieht so oft. Was ist das besondere daran?
Stille
Weihnachten geschieht so oft. Was ist das besondere daran? Warum grad diese Erinnerung an damals?
Klar, man denkt vielleicht irgendwie daran, dass Gottes Sohn zur Welt kam. Damals in Bethlehem, wie man sich erzählt. Dass Gott Mensch geworden sei, wie man zu aufzusagen gelernt hat.
Aber nimmt das wirklich noch jemand wichtig? Wer fängt mit diesem zu Floskeln erstarrten Sätzen noch was an?
Gottes Sohn zur Welt gekommen und das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.
Und? Ists wahr geworden?
Viele Lichter habe ich aufgehen und verlöschen sehen. Ideen und Ideologien tauchen, Fackeln gleich, die Welt in ihr feuriges Licht. werfen angebliche Hoffnungen und scheinbare Gewißheiten an die Schattenwände der Zeit. Vieles haben sie dabei in Brand gesetzt, züngeln, wüten weiter. Trümmer und Rauch haben sie hinterlassen und hinterlassen sie auch heute nacht weltweit.
Überall flackern diese Brände auf, und Feuerherde thronen Scheiterhaufen gleich über Völkern, Familien verschlingen Hoffnungen und Lebensziele, zerschneiden Beziehungen und töten Liebende.
Die Welt wird nicht heller dadurch.
Deshalb halte ich Ausschau nach einem Licht, nach einem das sich unentwegt der grellhellen Dunkelheit entgegenhält: einem Docht der unauslöschlichen Liebe, einer nie verbrennenden Menschlichkeit, eines unzerstörbaren Lebens.
Und es ist ein kleines Licht, das ich finde. Leicht zu übersehen, kein Licht, das den Himmel überzieht. Nicht taghell lichtet es die Nacht, auch wenn ich das manchmal gern so hätte. Aber so wäre es doch auch wieder nur eines der Feuerbrünste, die zuletzt nur Trümmer hinterlassen. Es ist ein kleines Licht, und die Nacht ist noch immer noch tief und lastend
Schwach leuchtend. Wie eine Funzel in einem Stall -
Und genau das sehe ich wenn ich mich erinnere an die Geburt des Jesus von Nazareth, dieses kleine Licht im Flammenmeer.
Stall und Windeln und Krippe sind mir nicht so wichtig, die seh ich auch sonst. „Wichtig ist mir eigentlich nur: dass mit diesem Kind damals ein Mensch auf die Welt gekommen ist, der mir wichtig geworden ist durch die Art seines Denkens, seines Redens, seines Handelns.
Mir wichtig geworden ist wegen seiner Hoffnung, seines Glaubens, aus dem heraus er die Menschen geliebt hat, Gewaltfreiheit gelehrt und gelebt hat, andere wichtiger genommen hat als sich selber.
Und
Weil ich von ihm lernen kann. Weil er gesagt hat, lasset die Kinder zu mir kommen. Weil er Schuldige nicht in die Hölle verflucht hat. Weil ihm das Leben nicht Überlebenskampf, sondern ein großartiges Gottesgeschenk gewesen ist.
Und dann wird für mich richtig Weihnachten, wenn in mir der Glaube und die Zuversicht geboren werden, dass ich dem vielfältigen Elend in der Welt nicht hilflos gegenüberstehen muss, sondern dass es Mittel und Wege gibt mich zu ändern, der Welt da und dort ein menschliches Gesicht zu geben und dem Leben einen tieferen Sinn zu geben und von dem als meinem Gott zu reden, der es mir geschenkt hat.
Lametta und Glühwein brauch ich dafür nicht, sondern einen klaren Verstand und allenfalls den Chor der Engel in den Ohren: Ehre sei Gott in der Höhe Und Friede auf Erden, den Menschen seines Wohlgefallens.
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1274 kcal
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Fett: 79,61g | Eiw: 24,66g | Kohlh: 107,52g.
Frühstück: Camembert, Bulletproof Coffee, Gekochtes Ei. Mittagessen: Glühwein, Wintertraum Butter-Stollen. Abendessen: Spaghetti Aglio e Olio. mehr...
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